HAUTSCHUTZ MIT SYSTEM
Hauterkrankungen im Berufsleben
Hauterkrankungen stehen unverändert an der Spitze der gemeldeten Berufserkrankungen. Die Heilung von Hauterkrankungen ist oftmals langwierig. Arbeitsausfall, häufig verbunden mit anschließendem Arbeitsplatzwechsel bzw. Umschulung, verursacht Kosten, die von der Solidargemeinschaft der Versicherten bzw. von den Betrieben aufzubringen sind. Nicht zuletzt sind das körperliche Leid der Betroffenen und, gerade bei Hauterkrankungen, auch die psychischen Belastungen zu betrachten. Gründe genug, den Hautschutz vor der Arbeit, die schonende und zweckmäßige Reinigung und die Hautpflege nach der Arbeit konsequent in den beruflichen Alltag zu integrieren. Denn nur die richtige Kombination verhindert Berufskrankheiten. Ein Arbeitsausfall kostet pro Tag etwa so viel wie 4 Jahre Hautschutz! Die Erscheinungsformen von Hauterkrankungen sind viel fältig. Bei 90 % aller beruflichen Hauterkrankungen handelt es sich um Ekzeme. Man unterscheidet drei Arten von Ekzemen:
Toxisches Kontaktekzem:
Es entsteht durch direkten intensiven Kontakt mit der Haut mit dem schädigenden Stoff, z. B. durch Verätzung der Haut mit Säure oder Lauge.
Toxisch-degeneratives Kontaktekzem:
Die Abnutzungsdermatose entsteht durch langjährige Einwirkung – oft über mehrere Jahre – eines hautschädigenden Stoffes in einer Konzentration, die für sich allein nicht sofort eine Hauterkrankung hervorruft.
Allergisches Kontaktekzem:
Bei einer Allergie reagiert die Haut auf einen bestimmten Stoff, z. B. Epoxidharz, Chrom oder Nickel, gegen den sie im Laufe der Zeit übermäßig empfindlich geworden ist. Schon beim ersten Verdacht auf eine Hauterkrankung – erste Anzeichen sind z. B. Rötungen oder Juckreiz – sollte der Beschäftigte unverzüglich einen Arzt in Anspruch nehmen.
WAS BEDEUTET SYSTEMATISCHER HAUTSCHUTZ?
Nur ein systematischer Hautschutz, d. h. ein abgestimmtes Konzept von
• vorbeugendem Hautschutz,
• angepasster und schonender Hautreinigung und
• regenerierender Pflege
ist in der Lage, die Zahl der Hauterkrankungen in den Betrieben zu senken und begründet deshalb die Bemühungen aller Beteiligten, dieses Konzept nicht nur in den großen Unternehmen weiter zu verbessern, sondern auch in kleinen Betriebsstätten umfassend einzuführen. Systematischer Hautschutz für alle Beschäftigten kostet weniger als die Summe der direkt und indirekt aus Hauterkrankungen folgenden Maßnahmen.
DIE HAUT – AUFBAU UND FUNKTIONEN
Die Haut hat bei einem erwachsenen Menschen eine Fläche von ca. 2 m², ein Gewicht von 1/6 des Körpergewichtes und eine Dicke von 1–4 mm. Die Haut ist Grenzfläche des Organismus zur Umwelt. Daraus leiten sich ihre wichtigen Schutzfunktionen gegen das Eindringen von Fremdstoffen und mechanische Beanspruchung ab. Die Haut nimmt umfangreiche physiologische Funktionen wahr, wie z. B. Temperaturregulierung, Regulierung des Wasserhaushaltes, Immunaktivitäten, Schutz vor UV-Strahlen, Vitamin-D-Synthese. Sie ist darüber hinaus Sitz von Sinneszellen zur Wahrnehmung von Druck, Temperatur und Schmerz.
Die äußere Schicht der Haut, die Oberhaut oder Epidermis, unterliegt einem ständigen Erneuerungsprozess. Neu gebildete Hautzellen wachsen nach außen, altern, verhornen und werden abgestoßen. Dank dieser sogenannten Hornschicht bietet die Haut einen wirksamen Schutz gegen mechanische Einwirkungen. Der Raum zwischen den Hornzellen ist von einem Gemisch unterschiedlicher Fette (Lipide) umgeben. Eine Schicht ähnlicher Fette, Wasser und andere Substanzen bildet den äußeren Oberflächenfilm auf der Haut – die sogenannte Hydrolipidschicht, auch Säureschutzmantel genannt. Sie weist einen pH-Wert um 5–6 auf, wodurch das Wachstum von bestimmten Mikroorganismen behindert wird. Auch die Komponenten der Hydrolipidschicht werden ständig nachgebildet. Hornschicht und Hydrolipidschicht bilden nicht nur eine wesentliche Barriere gegen chemische, mikrobiologische und mechanische Einwirkungen, sondern sind auch eine wichtige Sperre für die Wasserabgabe des Körpers. Dadurch tragen sie wesentlich zur Erhaltung der Funktionsfähigkeit von Zellen und Geweben bei. Die Haut ist also ein äußerst lebendiges und wichtiges Organ und die Aufrechterhaltung ihrer umfassenden Funktionen macht es zwingend notwendig, ihrer Schädigung und Erkrankung vorzubeugen.
Wie wird die Haut geschädigt?
Was auch immer von außen auf den menschlichen Körper einwirkt, es trifft zunächst auf die Haut, die daher durch äußere Einflüsse in besonderem Maße belastet wird. Physikalische Einwirkungen wie Hitze, Kälte oder Reibung können die Haut beschädigen. Arbeiten in feuchter Umgebung beeinträchtigen den Säureschutzmantel; ölige, fettige Flüssigkeiten tragen die Fettschutzschicht ab und Chemikalien können zu Reizungen, Entzündungen oder zur Zerstörung der Haut führen. Pilze, Bakterien und Viren können unterschiedlichste Hautkrankheiten verursachen. Hinzu kommt, dass nicht selten Fehler beim Umgang mit der Haut gemacht werden, z. B.: Tätigkeiten, bei denen
• die Hände mehr als zwei Stunden pro Tag Feuchtigkeit ausgesetzt sind
• flüssigkeitsdichte Handschuhe länger als zwei Stunden getragen werden
• die Hände häufig bzw. intensiv gereinigt werden müssen
• mit hautschädigenden Stoffen Kontakt besteht, z. B. alkalischen und stark sauren Lösungen, Detergenzien, Desinfektionsmitteln, organischen Lösemitteln
• physikalische Reize auf die Haut einwirken, z. B. Kälte, Hitze, Staub, Metallspäne, mineralische Fasern
Was leistet der vorbeugende Hautschutz?
Hautschutzpräparate bilden im Idealzustand eine Schicht, die
• sich hautphysiologisch völlig neutral verhält
• den Arbeitsprozess weder direkt noch indirekt beeinträchtigt und
• den Kontakt zwischen dem einwirkenden Schadstoff und der Haut völlig verhindert
Letzteres ist dann der Fall, wenn sich Schadstoff und Hautschutzpräparat nicht ineinander lösen und wenn der Schadstoff das Hautschutzpräparat nicht durchdringt Wasserlösliche Hautschutzpräparate (fettfreies Gel mit Feststoffen, fettarme O/W-Emulsion) kommen aus diesem Grund dort zum Einsatz, wo die Haut vorwiegend fettlöslichen Schadstoffen ausgesetzt wird (Öle, Fette, Lösemittel, etc.). Hier wird im Übrigen auch die Hautreinigung bei z. B. stark haftenden Berufsstoffen wesentlich erleichtert. Wasserunlösliche Präparate (W/O-Emulsionen) dagegen beim Umgang mit wasserlöslichen Stoffen wie Wasser, Alkohol, Desinfektionsmittel etc. Nicht selten jedoch ist zu beobachten, dass ein häufiger Wechsel zwischen dem Einwirken von fettlöslichen und wasserlöslichen Substanzen stattfindet. Hier ist als Kompromiss der Einsatz von Hautschutzsalben mit dualistischem Wirksystem vorzusehen.