DICHTSTOFFE
Mit der DIN 52460 werden die Begriffe für die Fugen und Glasabdichtungen definiert. Dichtstoffe sind plastische und / oder elastische Massen auf Basis bestimmter Polymere. Sie werden zum Abdichten von Fugen, Nähten, Flächen und Durchbrüchen verwendet. Bei Erfüllung dieser Aufgaben stellen die Dichtstoffe eine „Brücke” zwischen den Oberflächen der Werkstücke aus gleichen oder unterschiedlichen Materialien her. Der Funktionsmechanismus wird wesentlich von folgenden Faktoren beeinflusst:
• Oberflächenhaftung des Dichtstoffes zum Werkstück (Adhäsion)
• Festigkeit innerhalb des Dichtstoffes (Kohäsion)
Dichtungen lassen sich in die Klassen der statischen oder dynamischen Dichtungen einordnen, je nachdem, ob die abgedichteten Werkstücke sich relativ zueinander bewegen oder nicht. Eine drehbare Welle in einem Gehäuse ist ein Beispiel für ein typisches dynamisches System. Bei einem statischen System ist der Werkstoff, z. B. eine Flächendichtung, die sich zwischen zwei montierten Flanschen befindet, eine zuverlässige Lösung.
Silikon-Dichtstoffe
SilikonDichtstoffe werden standardmäßig als 1-Komponenten-Produkte geliefert und vernetzen durch Aufnahme von Luftfeuchtigkeit zu einer elastischen Masse. Die Hautbildung tritt bereits nach wenigen Minuten bis zu einer halben Stunde ein, die Aushärtegeschwindigkeit beträgt je nach Fugenquerschnitt, Luftfeuchtigkeit und Temperatur 1–2 mm/Tag. Silikone zeichnen sich durch ihre UV-Beständigkeit, Medienbeständigkeit und hohe Temperaturbeständigkeit, je nach Einstellung von –40 bis +250 °C, aus. Die max. zulässige Dauerbewegung beträgt 25 %. Die physikalischen und chemischen Eigenschaften können durch unterschiedliche Rohstoffbasen und Rezeptmodifizierung, z. B. speziell für den Sanitäroder Lebensmittelbereich, eingestellt werden. Silikone sind nicht anstrichverträglich. Erläuterung der Begriffe Anstrichverträglichkeit und Überstreichbarkeit, da es hier oft zu Fehlinterpretationen in der Praxis kommt:
Anstrichverträglichkeit: Es gibt keine schädigende Wechselwirkung zwischen dem Dichtstoff, dem Anstrich und angrenzenden Baustoffen. Das Anstrichmittel auf dem Dichtstoff muss im Randbereich der Fuge 1 mm begrenzt werden.
Überstreichbarkeit: Der Dichtstoff kann ganzflächig überdeckend mit einem oder mehreren Anstrichen beschichtet werden, ohne dass sich schädigende Wechselwirkungen ergeben. Das System Dichtstoff/Beschichtung muss folgende Forderungen erfüllen:
• Mängelfreie Beschichtung der Dichtstoffoberfläche
• Einwandfreie Durchtrocknung der Beschichtung
• Keine Farbänderungen der Beschichtung
• Haftung der Beschichtung auf dem Dichtstoff
• Dehnfähigkeit ohne Rissbildung in der Beschichtung
Bewegungsausgleichende Dichtstoffe dürfen nicht ganzflächig überstrichen werden, da die Beschichtung geringer dehnbar als der Dichtstoff ist. Die Folge wäre eine Haarrissbildung in der Beschichtung sowie Kerbrissbildung mit nachfolgenden Fugenschäden.
Acryl-Dichtstoffe
Polyacrylat-Dichtstoffe werden als wasserhaltige 1-komponentige Produkte ( Dispersion) geliefert. Die Härtung erfolgt durch Verdunsten des Wassers, die Hautbildung nach 15 bis 30 Minuten. Je nach Einstellung härten diese Systeme bei der Anwendung zu plastoelastischen Dichtungsmassen. Die maximal zulässige Dauerbewegung liegt bei 10 %. Solange der Dichtstoff noch keine Haut gebildet hat, ist die Fuge vor dem Auswaschen zu schützen. Acryl-Dichtstoffe sind anstrichverträglich.
Polyurethan-Dichtstoffe
Polyurethan-Dichtstoffe sind einkomponentige, lösungsmittelfreie Dichtstoffe auf Basis von feuchtigkeitsvernetzenden Polyurethanen. Sie härten durch Aufnahme von Luftfeuchtigkeit zu einer elastischen Dichtungsmasse aus. Je nach Einstellung sind diese Massen weich- bis hartelastisch. Die maximal zulässige Dauerbewegung liegt bei 10 bis 25 %. Polyurethan-Dichtstoffe sind anstrichverträglich.
Abdichtungsbeispiele